Zu dieser Zeit war wieder eine große Volksmenge bei Jesus zusammengekommen.

Da die Menschen nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich. Er sagte zu ihnen: »Die Volksmenge tut mir leid. Sie sind nun schon drei Tage bei mir und haben nichts zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie unterwegs zusammenbrechen –denn einige sind von weit her gekommen.« Seine Jünger antworteten ihm: »Wo soll in dieser einsamen Gegend das Brot her kommen, um diese Leute satt zu machen?« Und er fragte sie: »Wie viele Brote habt ihr?« Sie antworteten: »Sieben.« (Markus 8,1-5, Basisbibel)

4000 Menschen – 7 Brote. Das wird niemals reichen, das ist klar. Wie soll das klappen?

Und mir fallen direkt Situationen ein, bei denen es sich in diesem Jahr wahrscheinlich ähnlich angefühlt hat.

Vielleicht war das unter den Bauern im Frühling so. Als viel anstand auf den Feldern, als viele Hände gebraucht wurden, um die Ernte gut auf den Weg zu bringen. Und dann die Nachricht: Erntehelfer dürfen wegen der Pandemie nicht einreisen. Und das bei der Menge an Arbeit und den engen Zeitfenstern – wie soll das klappen?

Ich denke an eine Freundin, die im Frühsommer ihre Kinder zuhause betreut hat und gleichzeitig im Homeoffice war. Das hieß: Tagsüber Kinder hüten, abends bis in die Nacht rein am Schreibtisch sitzen. Und mit jedem Tag der verstrich, hat sie sich gefragt: Wie soll das eigentlich weitergehen? Wie soll die Kraft reichen?

Vielleicht haben auch Sie solche Erfahrungen gemacht.

Das Evangelium von heute erzählt von 4000 Menschen mit Hunger. Und es gibt: 7 Brote und ein paar Fische. Das wird nicht reichen. Niemals. Wie soll das klappen?

Und Jesus forderte die Volksmenge auf, sich auf dem Boden niederzulassen. Dann nahm er die sieben Brote. Er dankte Gott, brach sie in Stücke und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen. Und die Jünger teilten das Brot an die Volksmenge aus. Sie hatten auch noch einige kleine Fische. Jesus sprach das Segensgebet über sie und ließ sie ebenfalls austeilen. Die Menschen aßen und wurden satt.“ (Markus 8,6-8b, Basisbibel)

Jesus sieht die Masse der Menschen und das klägliche bisschen Essen, was da ist. Und was tut er? Er nimmt sich Zeit, um zu danken: Für die Hand voll Fische und die paar Brote. Er segnet, was da ist. Und er vertraut darauf, dass daraus etwas wachsen wird.

Damit beginnt das Wunder: Mit sehen, danken und segnen.

Auch das wenige wird gesehen. Auch das karge wird gesegnet. Dem kleinen verdankten Glück wird zugetraut, Großes zu bewirken.

Und vielleicht kann das auch eine Perspektive auf unsere ganz persönliche Lebens-Ernte dieses Jahres sein: Lasst uns in allem, was schwer war, heute darauf sehen, wie wir trotz allem beschenkt wurden in diesem Sommer- selbst wenn es so wenig zu sein scheint, wie eine Handvoll Fische. Oder ein Stückchen Weißbrot. Vielleicht habe ich einen neuen Spazierweg entdeckt im Sommer, weil ich nicht verreisen konnte und so viel zu Hause war. Vielleicht haben meine Kinder und ich ein neues Lieblingsspiel entdeckt – und der langsamere Start in den Tag hat uns als Familie gut getan. Vielleicht hat sich mein Partner erholt, nachdem er so lange schwer krank war. Vielleicht auch die Erfahrung: Wir haben die Ernte trotz aller Hindernisse hinweg einholen können. Kein Supermarktregal war dauerhaft leer. Vielleicht gab es die eine kleine Begegnung, den einen Satz, der mir Mut gemacht hat. Vielleicht gab es Kontakte übers Telefon.

Und egal, wie groß oder klein unsere persönliche Lebens-Ernte ausfällt: Lasst uns hinsehen, was an gutem gewesen ist, und danken: Für das, was uns geschenkt ist. Für die Handvoll Glück, die wir trotz allem erlebt haben. Für liebe Menschen an unserer Seite. Für den Sonnenschein. Für einen neuen Morgen. Danke, Gott.

Und dann lasst uns vertrauen auf den Segen, den Jesus spricht

Eine besondere Erntedank-Geschichte, finde ich. Aber eine, die uns anleiten kann: gemeinsam über das kleine Glück zu staunen. Gott dafür zu danken. Unsere Taschen für seinen Segen zu öffnen. Und zu vertrauen: Es wird etwas daraus wachsen. Amen.

Fragen zum Nachdenken:

Gibt es etwas, wofür Sie in diesem Jahr besonders dankbar sind? Was ist Ihre persönliche Ernte dieses Sommers?

Und in welcher Hinsicht war die Ernte karg und klein? Was wünschen Sie sich für die nächste Zeit?

Ein Gebet:

„Danke, Gott, für all das. Für das Große und kleine Glück. Für Essen, Menschen, Erfahrungen. Für Wasser und ein Dach und Gesundwerden und Trost. Für alles, was du uns gibst: Danke.

Gott, lass wachsen, was uns im Moment fehlt: Licht in der Trauer. Gewissheit im Zweifel. Zufriedenheit im Neid. Respekt im Miteinander. Gesundheit und Vertrauen. Hilf uns zu säen, was gut ist. Segne uns und unsere Welt. Amen.“

Einmal wird uns gewiss
die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind,

den Vogelflug und das Gras
und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir geatmet haben, und den Blick auf die Sterne
und für all die Tage, die Abende und die Nächte.

Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen

und bezahlen: bitte die Rechnung.

Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht:
Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, soweit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen!

(Lothar Zenetti, Die Rechnung ohne den Wirt gemacht – eine schöne Überraschung gegen Ende der Ferienzeit, in: Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung, Grünewald Ostfildern 2007)

Bildnachweise: Stephanie Krist, Erik-Jan Leusink und Michael McGetrick (Unsplash)


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